Montag, 8. Oktober 2012

Hindernislauf - die Panne auf dem MKAD


Der Hindernislauf begann schon kurz nachdem ich auf den Autobahnring um Moskau gefahren bin. Die ersten 20 – 30 Kilometer liefen wirklich geschmeidig und ich war schon recht froh doch den Umweg gewählt zu haben statt durch Moskau City zu fahren.
Na ja, kurze Zeit später sollte sich das Blatt wenden – Anfang eines Staus. Nach ca. 1,5 Stunden Stop & Go war dann nur noch Stillstand. Ich musste auch mittlerweile recht dringend und machte es den Einheimischen nach und wanderte Richtung Autobahnbrücke um an einem der Stützpfeiler Erleichterung zu suchen. Dazu stellte ich den Wagen natürlich ab. Kapitaler Fehler – danach ging er leider nicht wieder an, absolut kein Saft mehr aus der Batterie zu holen. Das ist ja nun mal doof jetzt, aber ich habe dann einfach die nächsten paar hundert Meter geschoben. Ging Bergab und war eh noch mehr Stop als Go zu der Zeit. Irgendwann ging es dann richtig weiter und ich machte den Warnblinker an und stand dann mal locker auf dem Seitenstreifen.

Aber keine Panik, rufen wir mal den ADAC an und die schicken dann schon jemanden. Gute Idee – aber nicht wenn man Besitzer einer FONIC Classic Sim-Karte ist. Nach 2 Minuten war das Guthaben verbraucht und der ADAC wusste bis dahin meine Telefonnummer, meine Mitgliedsnummer und dass ich in Russland eine Panne habe. Das war so ca. 16:30 Uhr Ortszeit und ich wusste bereits dass die automatische Aufladung der Karte (Guthaben unter 4 € - dann automatisch 10 € draufbuchen) hier aus irgendwelchen Gründen immer lange dauert. De facto stand ich da nun relativ doof in der Gegend rum und anhalten und helfen wird eh keiner – das machen die ja nicht mal wenn jemand auf Zebrastreifen überfahren wird.

Dann hielt aber doch ein Lada an und der 2 Meter Mann bot seine Hilfe an. Ich war wirklich froh und sehr dankbar dafür – sollte es aber noch bitter bereuen seine Hilfe angenommen zu haben. Zunächst probierte er die Starthilfe von einer kleinen Bosch S5 Batterie aus, die hatte er noch im Kofferraum. Ich habe versucht ihm mit Händen und Füßen zu erklären dass das nichts wird – aber er bestand auf einen Test. Sobald die Vorglühfunktion durch die Zündstellung aktiviert wurde qualmte es schon recht stark da vorne im Motorraum und als ich dann noch starten wollte rauchte es noch stärker und die ersten Funken sprühten. Na ja, Ivan (der Schreckliche) hat eingesehen dass es nichts wird und er sagte nur „Batterie tausch i money“ – da hätte ich spätestens abbrechen sollen oder zumindest sehr hellhörig werden müssen, aber man glaubt ja noch an das Gute im Menschen – ein absoluter Irrglaube den ich jetzt auch komplett aufgegeben habe.
Frohen Mutes holte Ivan dann die Batterie die seinen Lada befeuerte aus seinem Motorraum und baute sie in den W123 ein – von der Stärke und Kapazität her war sie nur eine Nummer kleiner als eigentlich benötigt wird. Der Test verlief auch erfolgreich und der Schiffsdiesel lief wieder. Nun also zum Thema „Money“ – ich hatte nur noch 500 Not-Rubel (ca. 13 €) dabei und da winkte er nur ab, was ja auch noch verständlich war. Ich (Idiot) habe ihn dann gefragt ob auch Euro ok sind und er meinte nur „Da“. Tja, dann habe ich meine Geldbörse mit den Euros herausgeholt (da waren natürlich alle Euros drin die ich so dabei hatte) und wollte ihm 50 € geben. Da wurde er schon etwas „emotionaler“ und faselte irgendetwas von „Tri“?! Ich wusste nicht was er wollte und habe ihm noch einen 50 € Schein gegeben – worauf er sich noch mehr beschwerte und anfing die Batterie wieder auszubauen. Ich fragte ihn dann was er denn haben will, mit Zettel und Stift bewaffnet. Allen Ernstes wollte er 300 € sehen und meinte Batterien seien im Shop sehr teuer und sein „work“ müsste ja auch (königlich) bezahlt werden. Ich hatte nicht einmal 300 € dabei und somit habe ich ihm dann bis auf 10 € mein gesamtes Euro Bargeld gegeben – 250 € also.
Echt mies – aber was waren die Optionen? ADAC fliegt nicht da aktuell nicht erreichbar (wie auch sonst niemand erreichbar war so ohne Guthaben auf der Karte), auskennen tat ich mich auch nicht (ich wusste nur grob wo ich ungefähr stand) und noch weiter stehen wollte ich auch nicht. Somit Geld (und zum Glück dann auch Ivan der Schreckliche) weg aber Auto wieder fahrbereit. Ok, dann mal weiter Richtung Heimat…

Was man für 250 € alles bekommen kann...
Was habe ich nun gelernt? Eine ganze Menge Dinge die ich vorher auch schon wusste, aber gerne ignoriere...
  1. Sparen am falschen Ende kann teuer werden – die Batterie war in DE schon nicht unbedingt die beste. Nur die 180 € für den Tausch wollte ich so lange wie möglich hinauszögern – das war wohl nix… 
  2. Sparen am falschen Ende kann teuer werden Teil 2 – so eine FONIC Karte mag ja günstig sein, unter Umständen aber völlig nutzlos. Um 0:47 Uhr Ortszeit kam die Meldung dass mein Guthaben wieder aufgeladen ist – haha, echt witzig. Aber nun mal ernsthaft – was wäre nun wenn ich keine Panne hätte sondern z.B. einen Unfall mit Verletzungen?
Wie geht es weiter?
  1. Die Batterie bleibt drin – noch läuft sie und ich werde sie so lange drin lassen bis Batteriepreis pro Kilometer auf ein gesundes Verhältnis kommen (es sei denn ich fahre nochmal ins Ausland, dann kommt sie vorher raus.
  2. FONIC – bye-bye. Ich werde mir schnellstmöglich irgendwo einen Vertrag besorgen und kann dann auch in Notfällen handeln und auch erreichbar sein. Selbst wenn die Minuten dann halt teuer ist, Hauptsache erreichbar sein und Hilfe rufen können.

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